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Usability-Tests – Warum sie sich lohnen

27. Juli 2022 | User Research

Lesedauer: 5 Minuten

Usability-Tests sind eine beliebte und erfolgsversprechende evaluierende Methode um Probleme bei der Bedienung von Software, Webseite und Apps aufzudecken. Bei einem Usability-Test beobachtet ein UX Researcher (der/die Moderator*in) das Verhalten eines/einer Proband*in während diese/r spezifische Aufgaben –  sogenannte Tasks – innerhalb eines Produktes (z.B. einer Webseite, einer App) ausführt und holt sich Nutzerfeedback dazu ein. Usability-Tests können und sollten idealerweise als Ergänzung zu weiteren Research Methoden meist bereits relativ früh im Design- oder Entwicklungsprozess durchgeführt werden.

Oft hört man auch den Begriff „User testing“. Wir empfehlen diesen Begriff insbesondere vor den Nutzer*innen aus dem Wortschatz zu streichen. Wir “testen” nicht unsere Nutzer*innen, sondern unsere Nutzer*innen testen unser System für uns, weil wir in der Regel zu betriebsblind dafür sind.

Was aber bringen Usability-Tests?

Hier sind vier gute Gründe warum man in Usability-Tests Zeit investieren sollte.

#1 Optimierung der Conversion

Durch Usability-Tests lassen sich in der Regel sehr gut Probleme in der Bedienung von Systemen wie Software oder Webseiten und Apps identifizieren und Gründe für Abbrüche herausfinden, um sie anschließend zu beheben. Es werden also Möglichkeiten und Potenziale zur Optimierung von Systemen aufgedeckt. Außerdem lernt man –  wenn man sie regelmäßig und oft durchführt – eine Menge darüber, wie Nutzer*innen denken und handeln.

#2 Senken von Supportkosten

Gerade bei großen Firmen mit Kundensupport lassen sich Kosten einsparen. Wenn Nutzer*innen zum Beispiel Probleme haben sich auf einer Webseite zurechtzufinden oder diese zu bedienen steigen oft Anfragen beim Kundensupport. Mit Hilfe von Usability-Tests und dem Identifizieren von Problemstellen und anschließender Optimierung lassen sich diese Anfragen senken. Dies macht  sich langfristig bezahlt.

Unser Tipp lautet hier: Den Kundensupport einfach einmal die Top 3 Probleme der letzten Monate auflisten lassen und dann einen Usability-Test bezüglich dieser Schwachstellen durchführen.

#3 Senken von Entwicklungskosten

Würde man ein Haus ohne die Bewertung eines Statikers bauen? Wahrscheinlich eher nicht. Was in der Architektur selbstverständlich ist, gilt leider nicht unbedingt für die Softwareentwicklung. Scheinbar können wir es uns hier leisten, alles ohne einer ersten Evaluation aufzubauen, dann – weil es nicht funktioniert – alles wieder abzureißen, um dann wieder neu aufzubauen.

Das ziehen wir nach”, “Aktuell leider keine Zeit zum testen” oder: “Das ist so aufwändig, das machen wir später” – All das sind leider Aussagen die wir in der Regel bei der Entwicklung von Produkten hören.

Aber was bedeutet es eigentlich, wenn erst nachdem die Webseite schon fertig programmiert wurde, herauskommt, dass die Nutzer*innen z.B. nicht mit der Navigation klarkommen indem es Beschwerden hagelt oder es über Analysetools ersichtlich wird, dass es viele Abbrüche gibt  bzw die Besucher*innen die Seite verlassen?

Im Klartext bedeutet dies:

  1. Es muss zuerst herausgefunden werden, was genau das Problem ist.
  2. Dann muss aufgrund dieser Ergebnisse neu konzipiert werden.
  3. Anschliessend muss die Neukonzeption neu programmiert werden, was meistens sehr aufwändig und damit sehr teuer werden kann!

Wenn allerdings während des Designprozesses bereits Usability-Tests durchgeführt werden, kann man solche Schwachstellen wahrscheinlich schon vorab, also bevor nur eine Zeile Code geschrieben wurde identifizieren und genauer anschauen. Man könnte schon konzeptionell in die richtige Richtung arbeiten und es würde viel Geld und Zeit in der Entwicklung gespart.

Um es mit den Worten von Joyce Durst in “Cost-Justifying Usability zu sagen (Bias, 2005)

It costs much less to code the interface in a customer acceptable way the first time than it does to introduce a poor UI in the field and then rework that UI in version two. In addition, a poor UI will increase support costs.” 

#4 Mitarbeiter*innen Zufriedenheit steigern

Eine gute Usability von Enterprise Software kann die Zufriedenheit der Mitarbeitenden des Unternehmens und somit auch die Arbeitseffizienz und Effektiviät steigern, indem es stressmindernd wirkt. Schlecht nutzbare Werkzeuge wie z.B Software, die nicht reibungslos funktionieren sind ein Arbeitshindernis und somit ein potenzieller Auslöser von Stress am Arbeitsplatz. (Frese & Zapf, 1994)

Man stelle sich vor, man müsste bei der Arbeit mit einem Kugelschreiber schreiben, der nur sehr umständlich in der Hand liegt, öfter einfach mal nichts schreibt –  das macht niemand lange mit – da nimmt man sich einfach den nächsten.

Interessanterweise passiert das bei Software am Arbeitsplatz gar nicht so selten, dass die Technik nicht so rund läuft wie man das gern hätte, nur kann man diese nicht mal schnell wie einen Kugelschreiber austauschen. Zudem haben sich die meisten Menschen daran gewöhnt, dass “die Technik mal wieder nicht so will” oder schieben sich selbst die Schuld zu.

Dies kann Stress im Arbeitsalltag verursachen, der sich schädlich auf die Mitarbeitenden  und auf die Organisation auswirken kann. Gestresste Mitarbeiter*innen können häufiger krank werden, arbeiten eventuell mit weniger Freude und sind dadurch dann weniger effizient und effektiv – auch weil sie schlicht mehr Zeit benötigen mit umständlich zu bedienender Software umzugehen, oder immer wieder Dinge nachschlagen oder Kolleg*innen fragen müssen.

Fazit

Wir sehen also eine gute Usability und UX zahlt sich aus und führt zu einer Zeit- und Kostenersparnis und zu Vorteilen für das Unternehmen!

Je nachdem was man herausfinden möchte, bieten sich zwei große Kategorien von Tests an –  nämlich summative Usability-Tests (summiert Ergebnisse) und formative Usability-Tests (formen das Design innerhalb iterativer Designprozesse) und die schauen wir uns in einem anderen Beitrag an.  Bis dahin!

Möchten Sie mehr über Usability-Testing erfahren? Sprechen Sie Sie uns an! Wir freuen uns über Ihre Nachricht.

Quellen

  • Bias, R. G. (2005). 22 Chapter – Cost-Justifying Usability: The View from the Other Side of the Table. In R. G. Bias & D. J. Mayhew (Eds.), Cost-Justifying Usability (Second Edition) (pp. 613–621). Morgan Kaufmann. https://doi.org/10.1016/B978-012095811-5/50022-5

Photo 

David Travis on Unsplash

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